Kleine Ausflüge in neue Arbeitsfelder und Begegnungen mit neuen Menschen weckten bei den Studierenden das Interesse an Baumbildung. Um im Klimawandel effektiv handeln zu können, sollten Geografie- und Ökosystemmanagement-Studierende an einem Seminar zur Bildung für nachhaltige Entwicklung teilnehmen.
Zuerst sollten sie den Begriff „Nachhaltigkeit“ von seiner historischen Entwicklung bis hin zu den 17 UN‑Nachhaltigkeitszielen kennenlernen, um „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ als notwendige Maßnahme gegen Klimaprobleme zu verstehen.
Bäume im kommunalen Raum
Das Pflanzen und Pflegen von Bäumen gilt als eine der wirksamsten Klimaschutzmaßnahmen. Gemeinsam mit den Studierenden wollte ich die Rolle der Stadtverwaltung Göttingen, dem wichtigsten städtischen Akteur in dieser Hinsicht, verstehen. Wir beschäftigten uns mit den stadtplanerischen und stadtentwicklungsbezogenen Prozessen und untersuchten die Bildungsangebote zu Bäumen in städtischen Schulen und Kitas. Dabei führten wir Experteninterviews und diskutierten die Methodik des wissenschaftlichen Arbeitens. Ein weiteres Interview führten wir mit einer Baumaktivistin aus Göttingen.
Göttingen hat etwa 50.000 kommunal gepflegte Bäume und zählt damit zu den baumreichsten Städten Deutschlands. Zusätzlich gibt es viele Grünflächen in privater, kirchlicher und öffentlicher Hand.
Stadtplanung und Stadtentwicklung
Mitarbeiterinnen der Stadtverwaltung lieferten uns wertvolle Informationen. Während Bäume in der Stadtplanung noch keine große Rolle spielen, liegt im Referat für Stadtentwicklung der Fokus auf Begrünung und deren Infrastruktur. Hier geht es im Rahmen des Klimawandels auch um die Anlage von Windschneisen und Beschattung. In Innenstadtstraßen ist die Neuanpflanzung von Bäumen begrenzt, da der Wurzelraum mit Versorgungsleitungen konkurriert. Alternativen sind Dach- und Wandbegrünungen. Wir lernten auch über Bürgerbeteiligungen bei der Planung neuer Stadtgebiete und der Umgestaltung von öffentlichen Plätzen.
Grünflächen, Baumbetreuung und Bürgerbeteiligung
Der Fachdienst Grünflächen, Teil des Fachbereichs „Stadtgrün, Umwelt und Infrastruktur“, kümmert sich um die Pflege und Anpassung von Grünflächen. Dazu gehört auch die Erhaltung alter Bäume und der Schutz von Straßenbäumen und Streuobstwiesen. Ein Beispiel für direkte Bürgerbeteiligung erlebten wir bei der Verlegung eines Spielplatzes unter Einbeziehung der Kinder. Ein weiteres Beispiel war die Neugestaltung des Cheltenhamparks im Rahmen der Klimaanpassung. Der Fachdienst entscheidet auch über die Entfernung von Bäumen aus Sicherheitsgründen und arbeitet hierbei mit der Baumschutzgruppe des BUND e. V. zusammen.
Große und alte Bäume werden oft aus baulichen Gründen gefällt und meist nur durch kleinere ersetzt, was die Bürger ärgert. Viele von ihnen fordern von der Stadt mehr Kreativität, um das Stadtgrün zu erhalten. Ein Interview mit einer Biologin und Streuobstwiesenexpertin brachte sowohl positive Kooperationen mit der Stadtverwaltung als auch Kritik aus Naturschutzkreisen hervor.
Städtische Grünflächenplanung für Bildungseinrichtungen
Über die Integration der Bildung für nachhaltige Entwicklung in Schulen und Kitas informierte uns eine Architektin, die städtische Spielflächen plant und umgestaltet. Der Planungsprozess findet in Zusammenarbeit mit dem pädagogischen Personal statt, jedoch werden den Kindern fertige Plätze vorgegeben. Die Architektin zeigte sich offen für die Idee, Flächen zur Eigengestaltung für Kitas und Schulen bereitzustellen, um Naturbildung zu fördern.
Baumbildung für Kitas
Für die Umsetzung der Baumbildung im Kita-Bereich sprachen wir mit einer Fachberaterin, die 13 städtische Kitas betreut. Ziel ist es, Kitas für Baumbildung zu motivieren und ein Modellprojekt zu starten. Wir diskutierten auch, wie sich die Kita-Bildung im Laufe der Jahre verändert hat und welche neuen Konzepte, wie das der Stiftung „Kinder forschen“, eingeführt wurden.
Studierende sagen Danke
Einige Studierende fassten ihre Lernergebnisse in einer Mindmap zusammen, um der Stadt Göttingen und den Interviewpartnern zu danken. Ihre Forschungsergebnisse hielten sie in Hausarbeiten fest und überlegten, wie sie selbst aktiv werden können.